Daten zur Eisenbahnverbindung nach Norden / Norddeich und Sande

Zusammengestellt nach den am Schluß angegebenen Quellen von Rudolf Folkerts, Marienhafe

1835
Der erste Eisenbahnzug Deutschlands fährt zwischen Nürnberg und Fürth
1846
Norden sucht Anschluß an das sich entwickelnde deutsche Eisenbahnnetz
13.09.1853
Doornkaat'sche Denkschrift über die Weiterführung der (noch im Bau befindlichen) Eisenbahn von Emden über Norden - Esens - Varel - Oldenburg nach Bremen
24.04.1855
Der in Norden gebildete "Ausschuß für den Eisenbahn- bau" tritt im Voß'schen Gasthof zusammen.
24.07.1855
Die Königlich Hannoversche Regierung sieht sich nicht in der Lage, die zu dem Eisenbahnunternehmen erforder- lichen Voruntersuchungen durch Königliche Eisenbahnbeamte vornehmen zu lassen und die Kosten aus öffentlichen Mitteln zu bestreiten.
1856
Emden wird Endstation der "Westbahn".
08.02.1865
Es erscheint ein ausführlicher Artikel zum Bahnbau im "Norder Stadtblatt" mit folgender Bemerkung:
"Wir wollen es dahingestellt sein lassen, ob es nicht für die Bahn selbst vorteilhafter gewesen sein würde, wenn sie, statt in Emden aufzuhören, gleich weiter nach Norden geführt worden wäre."
1865
Der König von Hannover, beeindruckt auch durch die 50- Jahr-Feiern der Zugehörigkeit Ostfrieslands zum König- reich Hannover, zeigt sich für den Eisenbahnbau nach Norden interessiert.
12.01.1866
Graf Knyphausen teilt die Meinung des Königs, daß eine direkte Verbindung von Emden nach Norden erforderlich sei. Er hält aber eine Strecke über Pewsum - Wirdum nach Norden für besser als die über Georgsheil, die er als eine Art "Pferdebahn neben der Chaussee" bezeichnet.
Die Stadt Aurich wünscht allerdings diese Strecke, die in Georgsheil eine Abzweigung nach Aurich erhalten soll. Dabei sind frühere Überlegungen über eine Pferdebahn oder eine Schmalspurbahn fallengelassen worden. Die Strecke über Georgsheil soll einen so starken Oberbau erhalten, daß auch "fremde Betriebsmittel" dieselbe passieren können.
01.09.1866
Das Königreich Hannover ist von Preußen annektiert worden. Der Bahnbauplan gerät ins Stocken.
1867
Die Strecke Oldenburg-Leer ist in Betrieb.
07.12.1867
Der "Ostfriesische Courier" meldet:
"Das Comit‚ für die Bahn Emden - Norden - Sande ist nicht untätig gewesen. Eine Druckschrift soll in Berlin übergeben werden.

Auch in Esens soll sich ein Comit‚ gebildet haben, welches das unsrige unterstützen soll."

1871
Jever ist Bahnstation geworden. Norden gratuliert und hofft auf Weiterführung der Strecke nach Norden.
03.03.1872
Die "Auricher Nachrichten" schreiben über die Angelegenheit der Eisenbahn von Emden über Norden bis zur Landesgrenze folgendes:
" Nachdem die vollständigen Projecte und Kostenanschläge dem Minister vorgelegt worden, hat dieser sich nunmehr dahin entschieden, daß keine der projectierten ostfriesischen Eisenbahnen als Staatsbahn gebaut werden könne oder auf bedeutende Unterstützung aus Staatsmitteln zu rechnen habe. Auf diese Nachricht hin hat der Graf Knyphausen die Bildung eines Comit‚s veranlaßt, um die von Emden und Norden befürwortete Linie von Emden durch die Krummhörn über Hinte, Wirdum, Marienhafe nach Norden und von da über Hage, Dornum, Esens, Wittmund bis zur Landesgrenze zu bauen. Aurich wird nicht mit berücksichtigt. Will dieses in das Netz hineingezogen werden, so muß es selbst dahin arbeiten, um Anschluß an irgendeinem Punkte zu bekommen.
04.05.1872
Die Konzession zur Weiterführung der Eisenbahn von Em- Emden über Norden - Dornum - Esens - Wittmund nach Jever ist erteilt worden und ein Zuschuß gesichert.
Dem Betriebsdirektor Voß ist zur Durchführung der Vermessungen Urlaub erteilt worden.
18.05.1872
Die Vermessungen auf der Strecke Norden - Jever sind in vollem Gange.
25.07.1872
Die Vermessung der Bahnlinie Emden - Norden - Jever geht ihrer Vollendung entgegen. Obwohl die Vermessung durchgeführt wurde, kommt der Bahnbau nicht zustande.
1875/1876
scheitern wiederum die Bemühungen für den Bahnbau zwi- schen Jever und Norden.
1878
Ein Auricher läßt ein "Offenes Sendschreiben" an sei- nen Freund in Wittmund drucken mit einem Statutsentwurf für eine "Ostfriesische Verbindungsbahn". Sie sollte von Jever über Aurich und Wirdum nach Emden führen und in Middels bezw. Wirdum jeweils einen An- schluß nach Esens bezw. nach Norden erhalten.
13.10.1878
Die - damals wohl recht reiche - Stadt Norden will die Strecke nach Emden auf eigene Kosten (!) bauen.
01.05.1879
Der Preußische Minister für öffentliche Arbeiten ord- net eine Lokalbesichtigung für die Strecke Emden - Ge- orgsheil - Norden an.
November 1879
Die Entscheidung ist gefallen: Es soll die Strecke Em- den - Georgsheil - Norden - Esens - Wittmnund (-Jever) gebaut werden mit einer Abzweigung in Georgsheil nach Aurich.
22.01.1882
Die Eisenbahnbauten nehmen vorab die Aufmerksamkeit in Anspruch. Sie werden mit der Bereitschaft der Grundeigentümer zu Grundabtretungen erleichtert. Die meisten Schwierigkeiten im Amte Norden wurden durch die Vermittelung des Amtshauptmannes beseitigt.
15.09.1882
Der Fahrplanentwurf für die Ostfriesische Küstenbahn wird veröffentlicht.
04.01.1883
Von Dornum her werden Bedenken wegen der schlechten Anschlüsse nach Norden und Emden geltend gemacht.
05.01.1883
Auch Norden meldet Bedenken an.
09.01.1883
Dornum verdeutlicht und ergänzt die Bedenken.
13.01.1883
Beim Stationsgebäude in Dornum traf am 5. Januar der erste Sandzug auf der nun soweit ausgebauten Eisenbahnstrecke ein. Bahnbeamte und Bahnbauunternehmer wurden vom Turnverein zu einem Glas Bier in das provisorisch eingerichtete Stationsgebäude eingeladen. Nach dem Abladen des Sandes gab es auch für die Arbeiter ein Glas Bier.
27.01.1883
Der geänderte Fahrplanentwurf wird veröffentlicht. Er stimmt nahezu mit dem später gültigen Fahrplan überein.
22.02.1883
Mittels zweier Personenwagen und einer kleinen Lokomotive trafen 40 Herren, größtenteils aus Oldenburg, gegen 2 Uhr in Norden ein, besahen die Stadt, aßen im "Deutschen Hause" und fuhren über Esens um 4 Uhr zurück. An der Lützburger Chaussee hatte sich ein zahlreiches Publikum eingefunden.
27.02.1883
Die Bahnarbeiten gehen jetzt auch auf der Strecke Emden - Norden in raschem Tempo weiter. Mit der Schienenlegung war man dieser Tage bereits auf drei Kilometer an Georgsheil herangekommen. Die noch rückständigen Arbeiten zur Herstellung des Bahnkörpers sind auch vom Bahnhof Aurich aus in Angriff genommen, indem die Schwellen verlegt wurden.
31.03.1883
Die Eröffnug der Bahn soll spätestens am 1. Juli 1883 erfolgen.
23.04.1883
Meldung im "Ostfriesischen Courier" aus Esens:
"Vorgestern wurde das Geleise der 79 km langen Ostfriesischen Küstenbahn zwischen Jever resp. Landesgrenze - Wittmund - Esens - Dornum - Hage - Norden - Marienhafe - Georgsheil - Emden geschlossen. Möge die Einverleibung Ostfrieslands in den großen Weltverkehr den erwünschten Erfolg und Segen für unsere engere Heimat haben."
24.04.1883
Die Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg hat beschlossen, Schritte einzuleiten, um die zwischen Emden, Aurich und Norden bestehende Nachtpost auch nach Eröffnung der Ostfriesischen Küstenbahn beizubehalten, weil der in Aussicht genommene Eisenbahn-Fahrplan namentlich für den Brief- und Paketverkehr sonst eine wesentliche Verschlechterung des gegenwärtigen Zustandes herbeiführen würde.
27.04.1883
Die "Ostfriesische Zeitung" berichtet aus Norden:
"Das für unsere Stadt und den Fremdenverkehr nach Norderney außerordentlich wichtige Project, eine Schienenverbindung zwischen dem Bahnhof Norden durch die Stadt mit dem Norddeich herzustellen, scheint der Verwirklichung näher geführt zu werden. Sicherem Vernehmen nach sind von den städtischen Kollegien Unterhandlungen mit einem soliden Unternehmen zugelegt, welche voraussichtlich nicht erfolglos bleiben werden."
30.04.1883
Meldung im "Ostfriesischen Courier" aus Aurich:
"Nachdem der eiserne Ring der Küstenbahn Emden - Norden - Wittmund - Jever in voriger Woche geschlossen worden, erübrigt nur noch die Herstellung des Bahnkörpers Georgsheil - Aurich an welchem jetzt fleißig gearbeitet wird. Die Eröffnung der Bahn wird, wie wir von wohlunterrichteter Seite erfahren, bestimmt im Monat Juni stattfinden, man rechnet vom 15. an."
10.05.1883
Meldung im "Ostfriesischen Courier":
"Aurich. Die Fertigstellung der Eisenbahnstrecke Georgsheil - Aurich wird in der kommenden Woche beendet sein. Augenblicklich ist man mit dem Legen der Schienen von Georgsheil ab bis Walle vorgedrungen, es fehlen also nur noch drei Kilometer an der ganzen Strekke. Der Betrieb wird also, wie geplant, am 15. Juni sicher beginnen können."
22.05.1883
Bei Nadörst scheuten wegen eines vorbeifahrenden Arbeitszuges die Pferde eines Fuhrwerks, obwohl der Fahrer sie zu beruhigen suchte. Der alte Schirrmacher Sulzberg aus Leezdorf wollte helfend eingreifen, geriet aber unter die Pferde und konnte nur noch als Leiche unter dem Wagen hervorgezogen werden.
31.05.1883
In Georgsheil fand eine Besprechung wegen der zur Eröffnung der Küstenbahn geplanten Einweihungsfeierlichkeiten statt, an der Vertreter aus Aurich, Emden und Norden teilnahmen. Es sollte ein Zug von Emden nach Aurich und von da nach Norden fahren mit Gästen zur Eröffnungsfeier in Norden.
12.06.1883
Die Königliche Eisenbahndirektion Münster gibt be- kannt, daß die neuerbauten Drehbrücken in Emden (Delft) und Norden (Fehnkanal) zu bestimmten Zeiten geschlossen würden und die Gewässer für die Dauer der Brückenschließung für Schiffe unpassierbar seien.
12.06.1883
Das Fest-Comit‚ lädt zur Einweihungsfeier der Ostfrie- sischen Küstenbahn für den 14. Juni 1883 nach Norden ein. Zugleich wird der Fahrplan für die Extrazüge aus Emden, Aurich und Jever veröffentlicht.
15.06.1883
Der "Ostfriesische Courier" bringt den ersten Fahrplan sowie die Fahrtarifsätze der Ostfriesischen Küstenbahn für Personenverkehr von Norden nach Stationen der Bahn bis Emden, Aurich und Wittmund sowie Jever. Die Fahrzeit für die 33 Kilometer lange Strecke Norden - Emden betrug gut zweieinhalb Stunden. Für die 25 Kilometer lange Strecke nach Aurich brauchten die Züge zweieinviertel Stunden und für die 43 Kilometer nach Wittmund zweidreiviertel Stunden.
Das Fahrtempo betrug 1883 = 15 Stundenkilometer.
17.07.1883
Von der am 15. Juni eröffneten Küstenbahn erhofft man sich die Hebung des Wohlstandes. Es wird darauf hinge- arbeitet, die Fahrgeschwindigkeit zu vergrößern und den Frachttarif zu ermäßigen.
24.10.1883
Die Eröffnung der Eisenbahn hat den Verkehr gewaltig gehoben. Ein großer Teil der Badegäste auf Norderney, welche das Jahr über 10.000 betrug, und auf Juist, wo sich nach und nach das Publikum sammelt, welches von der großen Welt zurückgezogen nur der Gesundheit leben will, ist über Norden gekommen.
02.10.1886
Die Einlegung eines Schnellzuges nach Norden hat den Hauptstrom der Reisenden nach dem Bade Norderney in diesem Sommer über Norden geleitet.
(Anmerkung: Früher fuhren Bäderschiffe von Leer und Emden nach Norderney; ferner fuhr die Postkutsche über Hilgenriedersiel durch das Watt dorthin.)
01.04.1887
Die vierte Wagenklasse wird eingeführt.
1887
wird das Fahrtempo auf 20 (!) Stundenkilometer erhöht, später auf 25 und schließlich sogar auf 30 Stundenkilometer.
06.04.1887
Die Anstrengungen, eine Dampfstraßenbahn von Norden nach Norddeich zu bauen, nehmen ihren Fortgang.
04.10.1887
Meldung im "Ostfriesischen Courier":
"Leider müssen wir berichten, daß das Projekt der Straßenbahn von Norden nach Norddeich gescheitert ist. Die Unternehmer scheuten sich, ein größeres Kapital festzulegen, weil die Stellungnahme der Eisenbahnverwaltung zu wenig geklärt wäre."
15.06.1892
Die Strecke Norden - Norddeich kommt in Betrieb. 1895 wird das Gleis bis zur Mole verlängert.
21.01.1903
Die Eisenbahndirektion Münster teilt der Regierung in Aurich mit, daß erwogen werde, für den Umbau der Strecke Emden - Norden die Bahnlinie westlich der Landstraße zu verlegen und zwischen Finkenburg und Marienhafe den kürzeren Weg zu wählen. Die Zweigbahn nach Aurich sollte dann in Finkenburg (dem späteren Abelitz) Anschluß an die Vollbahn erhalten.
01.08.1906
Die "Vollbahn" Emden - Norden wird ohne besondere Feierlichkeiten eingleisig in Betrieb genommen. Pläne, die Strecke zweigleisig auszubauen, sind nicht verwirklicht worden. Die Bahngleise an der Chaussee von Georgsheil nach Norden werden bis Süderneuland II abgebaut, nur das letzte Stück (heutiger Bahnübergang Bundesstraße 70 bis Bahnhof Norden) bleibt bestehen.
1938
Osteel, seit 1883 "Haltepunkt" und seit 1906 "Haltestelle", wird "Bahnhof" und "Blockstelle": Dort werden ein zweites mehrere hundert Meter langes Nebengleis gebaut und ein Stellwerk errichtet, um eine Ausweichstelle für die langsamen Personen- und Güterzüge zu erhalten. Schnell- und Eilzüge können von da an zwischen Marienhafe bezw. Abelitz und Norden durchfahren.
24.09.1967
Auf der Strecke Abelitz - Aurich wird der Personenverkehr eingestellt.
07.12.1978
Der Bahnhof Osteel wird "stillgelegt": Fahrplanmäßig halten hier keine Züge mehr, die Blockstelle bleibt aber noch bestehen.
27.09.1980
Die Eisenbahnstrecke Münster - Norddeich ist elektri- fiziert; damit sind es 11000 Kilometer der gesamten Deutschen Bundesbahn. Aus diesem Anlaß fährt ein Sonderzug mit Ehrengästen elektrisch von Salzbergen nach Norddeich-Mole.
28.09.1980
Der fahrplanmäßige elektrische Betrieb bis Norddeich- Mole wird aufgenommen.
16.11.1982
Die Blockstelle Osteel wird aufgehoben; Stellwerk und Nebengleis werden bald danach abgebaut.
29.05.1983
Die Bahnstrecke Norden - Dornum - Esens wird für den Personenverkehr stillgelegt: bald danach werden die Gleise zwischen Dornum und Esens abgebaut. Der Fracht- verkehr zwischen Norden und Dornum bleibt bestehen.
Auf dieser Strecke fährt in den Sommermonaten die "Museumsbahn" auf privater (Vereins-) Basis.

Quellen: