Aus: "Ostfriesischer Kurier" Nr. 72/1930 vom 26.03.1930:

Georgsheil umsteigen!

Wie unsere Vorfahren reisten

Peter, Bernd, Türk un Jan, Hinnerk, Gerd un alle Mann, Reich und Arm mit "Luus un Pluus", Alles reist per Omnibus.

So spottete man, als vor etwa 80 Jahren (= um 1850) nach Ausbau der Straßen Emden - Georgsheil - Norden - Aurich die althergebrachte Postkutsche Konkurrenz bekam. Verschiedene Unternehmer errichteten nämlich auf den oben genannten Strecken Omnibus-Linien, die billiger waren als die Post und deshalb besonders von einfacheren Reisenden gern benutzt wurden.

Wer sich jedoch für etwas besseres hielt, blieb der Postkutsche treu. Man reiste darin ja auch etwas bequemer, hatte mehr Sicherheit für Leib und Gut und zudem war es doch ganz etwas anderes, wenn statt eines simplen Kutschers ein uniformierter Postillon mit riesigem Zylinderhut vorne auf derm Kutschbocke saß. Der beliebteste Postillon zwischen Norden, Aurich und Emden war wohl der alte Fock Harms, der so fein auf dem Posthorn blasen konnte, daß ihm von hoher Stelle aus das "Silberne Posthornmundstück" verliehen wurde.

Ja, das half aber alles nichts, die Omnibuslinien waren billiger und fanden daher großen Zuspruch. Die drei Linien Emden - Norden - Aurich fuhren nur von ihrer Heimatstadt bis Georgsheil, hier mußten die Reisenden umsteigen. Es bestand eine zweimal tägliche Verbindung.

Georgsheil war also Omnibus-Knotenpunkt. Der "Bahnhof" für Omnibusse befand sich vor der Gastwirtschaft Uphoff, während gegenüber bei der Siebolt'schen Gastwirtschaft die Posthaltestelle war.

Als dann später die Eisenbahnen gebaut wurden, konnten sich Postkutsche und Omnibus nicht mehr lange behaupten. Sie haben es zwar noch eine Weile versucht, aber die wackeren Gäule konnten das Wettrennnen mit dem Dampfroß, das zu allem Verdruß an manchen Strecken auch noch direkt an der Landstraße entlang fauchte, nicht mehr machen.

Postkutsche und Omnibus schienen für alle Zeiten erledigt zu sein. Heute haben wir sie schon wieder, wenn auch mit Motoren-PS.